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25. Februar 2019

Von der Piemontkirsche über die Pizza „Festausgabe“ bis hin zur Schweinshaxe

Es gibt zwar Marken oder Produktbezeichnungen, die vielleicht in dem einen Sprachraum gut funktionieren ...

Von der Piemontkirsche über die Pizza „Festausgabe“ bis hin zur Schweinshaxe

Es gibt zwar Marken oder Produktbezeichnungen, die vielleicht in dem einen Sprachraum gut funktionieren und auf Käufer effekthascherisch wirken, jedoch nicht immer in einem anderen Sprachraum.

Markennamen haben immer einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidung der Verbraucher. Jeder kennt doch die mittlerweile famose „Piemontkirsche“ aus der ebenso berühmten italienischen FERRERO-Praline, die nie im Leben im Piemont angebaut wurde: Sie suggeriert dem Konsumenten ein regionales, norditalienisches Produkt, einen nahen Ortsbezug, der greifbar ist: Schließlich schadet ein wenig „Glokalismus“ (Globalisierung + lokal) nicht in unserer globalisierten Welt.

Sehr schade, dass sich die Marketingleute in Großunternehmen oft keinen Rat von einem Linguisten oder Übersetzer holen, wenn sie ein neues Produkt „italienischklingend taufen“ möchten.

Produktnamen wie z.B. bei einer Dr. Oetker-Pizza „La Mia Grande“ oder noch die „Piccola Cioccolatino“ („kleiner Pizza mit Schokopraline“) hören sich für einen Italiener nicht nur sehr seltsam an, sondern auch belustigend oder gar uncool lächerlich. Dass sich manch eine Pizzabezeichnung für Italiener fast unappetitlich anhört, wurde schon eingehender → hier besprochen.

Die Dr. Oetker-Pizza „La Mia Grande“, was soviel wie „Meine große (Pizza)“ auf Italienisch heißt, löst leider nur lustige Assoziationen in den Köpfen der italienischsprechenden Käufer in einem deutschen Supermarkt an der Tiefkühltruhe aus: Angenommen, wir würden in der Marketingabteilung eines Fleischherstellers arbeiten und müssten unsere allerletzte „Schweinefleischkreation“ auf Deutsch „taufen“: Würde die neue Produktbezeichnung für eine Schweinshaxe im Umkehrschluss „Meine große (Schweinshaxe)“ lauten? Hört sich das cool an? Bekommt man Lust, „Meine große“ zu kaufen? Ähm, … wir überlassen den Kaufwilligen diese Entscheidung.

Das Gleiche gilt auch für pseudoitalienische Pizzasorten wie „Pepperoni-Salame“ (O-Ton aus der Herstellerwebseite!) – fälschlicherweise mit Bindestrich und Doppel-p geschrieben. Und weiter geht es mit der Pizza-Sondersorte „Editione Festiva“ („Festausgabe oder -edition“): Schade nur, dass der italienische Begriff für „Ausgabe“, nämlich „edizione“ mit „z“ geschrieben wird und nicht mit „t“. Nicht so schlimm, sagen Sie. Hauptsache, die Original Wagner-Pizza schmeckt …

Und bitte nicht die „Salami-Kleinen“ (Salami-Minipizzen) vergessen: Die Original Wagner „Piccolinis Salami“, die „sich aus der Hand essen lassen“, so klein diese sind (Originalzitat aus der Pizzaherstellerwebseite). Die Pluralendung mit s an „Piccolinis“ ist köstlich amüsant: Ein wahrhafter Gaumenorgasmus für Linguisten.

Es gibt haufenweise lustig klingende, fantasievolle, pseudoitalienische Produkt- oder Markenbezeichnungen wie etwa „Franco Fresco“ (auf Deutsch: „Frank den Frischen“) oder auch „Gustavo Gusto“ (auf Deutsch: „Gustav den Geschmack“): Echte Perlen für die Italienischliebenden unter uns und eine gut gelungene Alliteration, ein Geistesblitz von einem Marketingprofi.

Liebe Marketingleute, zu Ihrer nächsten italienischklingenden Wortneuschöpfung sowie damit verbundenen Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren „Italienisch-Übersetzer des Vertrauens“, der z.B. „Festausgabe“ („edizione festiva“) auf Italienisch korrekt auf die Reihe bekommt. Schließlich kann auch eine falsche Rechtschreibung einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

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